Um die Kooperation und den Informationsaustausch innerhalb der bestehenden Beratungsstrukturen zu fördern, haben wir zu verschiedenen Themen Modellprojekte und Kooperationen ins Leben gerufen.
Das Projekt „Social Media Streetwork– Mehrsprachige Erstinformation und Verweisberatung in sozialen Medien gegen Marginalisierung“ (SoMS) greift den Ansatz der aufsuchenden Beratung und Information in den sozialen Medien für die Zielgruppe auf: In sieben Sprachen werden besonders benachteiligte, neuzugewanderte EU-Bürgerinnen und -Bürger, deren Kinder sowie Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit Bedrohte über die sozialen Medien angesprochen, niedrigschwellig unterstützt und mit lokalen EhAP-Projekten und Hilfsangeboten verbunden.
Das Projekt wird im Rahmen des EhAP Plus Programms gegen Ausgrenzung der am stärksten benachteiligten Personen umgesetzt. Aufsuchende Erstinformation und Verweisberatung in den sozialen Medien wie Facebook, Youtube u.a. sollen insbesondere diejenigen ansprechen, die eine Förderung vor Ort nicht erreicht. Dabei sollen die lokal und regional ausgerichteten EhAP Plus Projekte eingebunden und unterstützt werden. Wissensaustausch und Vernetzung z.B. mit Migrationsorganisationen und Beratungsstellen ergänzen das Kooperationsvorhaben von Minor und BAG Wohnungslosenhilfe e.V..
SoMS wird von den Projektpartnern Minor – Digital und BAGW in den Jahren 2023 bis 2026 durchgeführt. Die Gleichbehandlungsstelle EU-Arbeitnehmer bei der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration fördert das Modellprojekt im Rahmen einer Kofinanzierung.
Das Modellprojekt „CADS – Community Advisors – Digital Streetwork für EU-Beschäftigte in Deutschland“ führt ab 2023 den in den vergangenen Jahren im Rahmen von „MB 4.0 – Gute Arbeit in Deutschland“ erprobten Ansatz der aufsuchenden Beratung und Information von EU-Arbeitnehmenden und -Arbeitsuchenden in den sozialen Medien fort und entwickelt ihn weiter.
CADS berät und informiert (juristisch geprüft) in den Sprachen Bulgarisch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Spanisch, Ungarisch und Deutsch. Dabei handelt es sich um Erst- und Verweisberatung bei Anliegen zum Themenkreis Arbeiten & Leben in Deutschland, insbesondere zu Fragen des Arbeits- und Sozialrechts. Für häusliche Betreuungskräfte in Privathaushalten (Live-Ins) besteht im Projekt temporär ein Beratungsschwerpunkt.
Über den effizient ausgerichteten digitalen Ansatz und die Verknüpfung mit einem Partnernetzwerk stellt CADS EU-Zugewanderten zuverlässig und niedrigschwellig Informations-, Beratungs- und Lernangebote in elf EU-Sprachen zur Verfügung. Entsprechend dem Auftrag der EU-GS soll damit über die Rechte von Beschäftigten und Arbeitsuchenden aus der EU aufgeklärt, Handlungskompetenzen gestärkt und die qualifikationsadäquate Integration in den Arbeitsmarkt gefördert werden.
CADS wird vom Projektträger Minor – Digital in den Jahren 2023 bis 2026 umgesetzt und von der Gleichbehandlungsstelle EU-Arbeitnehmer bei der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert. Weitere Informationen erhalten Sie hier.
Beim Zugang zur Krankenversicherung und zur gesundheitlichen Versorgung fallen EU-Bürgerinnen und -Bürger trotz der bestehenden Krankenversicherungspflicht in Deutschland immer wieder durchs Raster. Dies führt zu erheblichen Problemen für die Betroffenen aber auch für die medizinischen Einrichtungen vor Ort.
Die Gründe für den fehlenden Versicherungsschutz sind vielfältig: Insbesondere Arbeitsuchenden, Minijobbern oder Selbständigen fällt es oft schwer, für eine Krankenversicherung in Deutschland zu sorgen, die an die Versicherung im Herkunftsland anschließt. Aufgrund der Komplexität des Themas ist der Informations- und Beratungsbedarf entsprechend groß. Um die Situation für EU-Bürgerinnen und –Bürger zu verbessern, haben sich die Gleichbehandlungsstelle und die BAGFW-Mitgliedsverbände (Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V.) zu einer Kooperation zusammengetan, die vor allem auf eine Verbesserung der Informationslage abzielt: Speziell am Bedarf der Beratungsarbeit ist die 2022 gemeinsam herausgegebene Broschüre PDF, 5 MB, Datei ist barrierefrei/barrierearm ausgerichtet (aktualisierte Auflage).
Für EU-Bürgerinnen und -Bürger stehen kurze, übersichtliche Handouts zur Verfügung, die auf die wichtigsten Fragen zu Krankenversicherung und Gesundheitsversorgung in Deutschland eingehen. Die Handouts stehen in den zehn EU-Amtssprachen zur Verfügung, in denen die Gleichbehandlungsstelle auf ihrer Homepage zum Thema Gesundheitsversorgung und allgemein zu Leben und Arbeiten in Deutschland informiert (zum Download).
Auf Basis der Broschüre und der Flyer bieten BAGFW und die Gleichbehandlungsstelle seit 2020 in regelmäßigen Abständen vertiefende Online-Seminare insbesondere für Beraterinnen und Berater an. Die sechsteilige Seminarreihe mit interaktivem Charakter befasst sich mit den Themen EHIC – Europäische Krankenversicherungskarte, Zugang zur gesetzlichen Krankenversicherung und Versicherungspflicht, Private Krankenversicherung, Familienversicherung, Beitragsschulden und Personen ohne Versicherungsschutz.
Geschätzt 200.000 bis 600.000 Betreuungs- und Haushaltskräfte – überwiegend aus Osteuropa – kümmern sich in privaten Haushalten um pflegebedürftige Menschen in Deutschland. Oft wird in diesem Kontext auch von „24-Stunden-Pflege“, „24-Stunden-Betreuung“ oder Live-In Care gesprochen. Illegale Arbeitsverhältnisse und eine hohe Fluktuation erschweren eine genaue Statistik. Die Gleichbehandlungsstelle EU-Arbeitnehmer setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Live-in Branche ein. Unter anderem unterstützen wir über das CADS-Projekt die Beratung von osteuropäischen Live-ins in den sozialen Medien.
Das Berufsbild der so genannten Live-Ins ist gekennzeichnet durch die Anforderungen bei der zu betreuenden Person zu wohnen, den Haushalt zu erledigen, die Mahlzeiten zuzubereiten und zudem rund um die Uhr auf Abruf zur Verfügung zu stehen. Vorwiegend kommen diese Arbeitskräfte aus Polen, zunehmend aber auch aus anderen osteuropäischen Ländern und Drittstaaten wie der Ukraine. Nicht vertraglich geregelte Hausarbeit, ständige Verfügbarkeit, unzulässige medizinische Aufgaben und Bezahlung unterhalb des Mindestlohnniveaus– das sind nur einige der Probleme, mit denen die meist weiblichen Arbeitskräfte mittleren Alters aufgrund von Rechtsunsicherheiten und mangelnder Kontrolle konfrontiert sind.
Als Teil des von der Gleichbehandlungsstelle EU-Arbeitnehmer geförderten Projektes „MB 4.0 – Gute Arbeit in Deutschland“ wurden seit Juni 2019 polnischsprachige Live-Ins bei der Wahrnehmung ihrer Rechte unterstützt; seit April 2021 auch in den Sprachen Bulgarisch, Rumänisch, Kroatisch und Tschechisch/Slowakisch. Nach Ende der Projektlaufzeit von MB 4.0 Ende 2022 wird die Schwerpunktberatung im Projekt „CADS – Community Advisors –
Digital Streetwork für EU-Beschäftigte in Deutschland“ fortgeführt.
Im Rahmen von MB 4.0 beauftragte der Projektträger – Minor - Projektkontor für Bildung und Forschung – das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) mit einer Analyse der Arbeitsbedingungen von Betreuungskräften in Privathaushalten. Diese DIMR-Analyse wurde im Oktober 2022 veröffentlicht.