„Digital Streetwork“ trägt der zunehmenden Nutzung sozialer Medien beim Integrationsprozess von Zugewanderten aus der Europäischen Union (EU) Rechnung. Die Beratungs- und Informationsarbeit in den sozialen Medien für neuzugewanderte Arbeitsuchende, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der EU wird seit 2018 gefördert.
Hinter „Digital Streetwork“ steht die Erkenntnis, dass sich immer mehr Menschen in den sozialen Medien Rat und Unterstützung holen wollen – auch in Fragen der Integration. Diese Art der aufsuchenden digitalen Beratungs- und Informationsarbeit möchte in Ergänzung zu bestehenden (Präsenz-)Angeboten Zugewanderte und Zuwanderungsinteressierte erreichen und ansprechen. Kursierenden Falschinformationen im digitalen Raum soll damit entgegengewirkt werden.
Die Gleichbehandlungsstelle EU-Arbeitnehmer (EU-GS) bei der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration hat die Aufgabe, EU-Zugewanderte bei der Wahrnehmung der Rechte, die ihnen im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit zustehen, zu unterstützen. Um die Zielgruppe auch in den sozialen Medien zu erreichen, fördert sie aktuell die Projekte „CADS - Community Advisors - Digital Streetwork für EU-Beschäftigte in Deutschland“ und das Partnerprojekt „Social Media Streetwork“ (SoMS). Kennzeichnend für aufsuchende Beratungs- und Informationsarbeit ist das aktive Aufsuchen der Communities in den sozialen Medien durch das Beratungsteam in der jeweiligen Sprache. Dabei handelt es sich etwa um Facebook-Gruppen zum Thema Leben und Arbeiten in Deutschland.
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CADS knüpft an das Modellprojekt „MB 4.0 – Gute Arbeit in Deutschland“ zu aufsuchender Erst- und Verweisberatung an, das von der EU-GS in der Laufzeit 2018 – 2022 gefördert wurde. Mit dieser Projektförderung hat die EU-GS auf die zunehmende Nutzung sozialer Medien beim Integrationsprozess von Neuzugewanderten aus EU-Staaten reagiert. Dabei sollten modellhaft Methoden entwickelt werden, mit denen die Zielgruppe in den sozialen Medien bestmöglich beraten und informiert werden kann. MB 4.0 startete mit aufsuchender Beratungs- und Informationsarbeit in den sozialen Netzwerken für Arbeitsuchende, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Polen, Rumänien und Bulgarien. Seit 2020 gab es das Beratungs- und Informationsangebot in insgesamt 11 EU-Sprachen: neben Deutsch in Bulgarisch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Spanisch und Ungarisch. Einen besonderen Schwerpunkt bildete seit 2019 die Beratung und Unterstützung von Betreuungskräften in Privathaushalten (Live-ins). Beschäftigte in dieser Branche leiden in vielen Fällen unter schwierigen Arbeitsbedingungen und Verstößen gegen das Arbeitsrecht. Die gute Erreichbarkeit und Ansprache der Zielgruppe durch MB 4.0 wurde im letzten Halbjahr der Projektlaufzeit durch eine externe Evaluation belegt.
- Migrationsberatung in den sozialen Medien, Abschlussdokumentation zu MB 4.0
- Kurzbericht
Evaluationsergebnisse MB 4.0
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Mit CADS werden mehrsprachige Informations-, Beratungs- und Lernangebote in den sozialen Medien zur Verfügung gestellt (Laufzeit 2023 – 2026). Entsprechend dem Auftrag der EU-GS soll damit über die Rechte von Beschäftigten und Arbeitsuchenden aus der EU aufgeklärt, Handlungskompetenzen gestärkt und die qualifikationsadäquate Integration in den Arbeitsmarkt gefördert werden. Die Verweis- und Erstberatung in den digitalen Communities etwa zu Fragen des Arbeits- und Sozialrechts findet neben Deutsch in den Sprachen Bulgarisch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Spanisch und Ungarisch statt. Die Beratungsaktivitäten werden durch Informationsarbeit, wie z.B. Informationskampagnen, unterstützt. Dafür wählt das Beratungsteam in Absprache mit der EU-GS Themen aus, für die sich besonderer Bedarf herauskristallisiert. Temporär wird ein gesondertes Beratungsangebot für Betreuungskräfte in Privathaushalten (Live-Ins) vorgesehen. Um bestehende oder sich entwickelnde (digitale) Beratungs- und Informationsangebote von anderen Einrichtungen einzubinden, arbeitet CADS an der Etablierung eines Partnernetzwerks. Mehr Informationen zu CADS erhalten Sie hier.
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Neben CADS fördert die EU-GS das Projekt „Social Media Streetwork“ (SoMS) in Form der Kofinanzierung (Laufzeit 2022 – 2026). Es handelt es sich um ein bundesweit ausgerichtetes Modellvorhaben zur aufsuchenden Information und Verweisberatung in den sozialen Medien im Rahmen des ESF-Plus Programms „EhAP Plus – Eingliederung hilft gegen Ausgrenzung der am stärksten benachteiligten Personen“. Ehap Plus hat zum Ziel, die Lebenssituation und die soziale Eingliederung von besonders benachteiligten neuzugewanderten EU-Bürgerinnen und -Bürgern und deren Kindern sowie von Wohnungslosen oder von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen zu verbessern. Mit SoMS sollen insbesondere diejenigen angesprochen werden, die eine Förderung vor Ort nicht erreicht. Lokal und regional ausgerichtete EhAP Plus Projekte sollen in der Projektarbeit eingebunden werden. Als Projektpartner setzen Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung und die BAG Wohnungslosenhilfe e.V. das Projekt gemeinsam um. Mehr Informationen zu SoMS erhalten Sie hier.